Eine alte Geschichte erzählt von drei Brüdern, die zu einem Weisen kamen. Sie wollten ihm von ihren guten Werken berichten und hofften auf ein Lob.
Der erste hatte das Alte und das Neue Testament auswendig gelernt. Die ganze Bibel war also in seinem Kopf, jede Stelle konnte er zitieren.
Darauf sagt der Weise: Du hast die Luft mit Worten angefüllt, nicht mehr.
Der zweite war sich seiner Sache sicher und sagte stolz: Ich habe die ganze Bibel abgeschrieben. Der Weise war davon nicht beeindruckt und sprach: Du hast wertvolles Papier verschleudert.
Der dritte schon sehr unsicher sagte: Ich habe so gefastet, dass auf meinem Herd jetzt Gras wächst.
Darauf antwortete der Weise: Du hast die Gastfreundschaft vernachlässigt.

Will ich mir selbst gefallen, im Mittelpunkt stehen? Möchte ich bei Gott Punkte sammeln? Was bewegt mich, Taten zu vollbringen? Benötigt mein Gewissen wieder mal Streicheleinheiten?
Ist mein Herz die treibende Kraft, oder die Eitelkeit und das Geltungsbedürfnis? Unangenehme Fragen, die meinem Handeln einen Spiegel vorhalten.
Der Mensch schafft viel in seinem Leben. Rackert, schuftet und einige arbeiten sich um Kopf und Kragen.
Keine Frage jeder muss für seinen Lebensunterhalt "schaffen". Aber wie verhält es sich mit all unseren weiteren Werken? Bereiten wir uns und anderen Menschen damit wirklich Freude?
Würden wir nicht unserem Ego, dem Geltungsdrang, der Selbstherrlichkeit, dem Überflieger in uns folgen, sondern unserem Herzen, blieben viele Mühen, Ärger sowie Enttäuschungen erspart. Ergebnis: Mehr Freizeit, kein Erfolgsdruck, ein normaler Blutdruck.

Stellen Sie sich mal die Erleichterung vor. Nur fliegen ist schöner.
Ein liebes Wort, ein offenes Ohr für mein Gegenüber, ein Lachen auf dem Weg, ein aufmunterndes "Hallo", alles was von Herzen kommt bewirkt mehr, als die Werke mit denen ich meinem Ego diene, mein Gewissen beruhige.
Wer seine Sehnsucht nach tiefer Zuneigung und Liebe durch Leistung stillen will, der hat schlechte Karten. Bestimmt wird er sehr viel Anerkennung erhalten, aber wirkliche Liebe wohl kaum. Gebt acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr sie nicht zur Schau tragt, um von den Menschen gesehen zu werden. So steht es sinngemäß im Neuen Testament (Mt. und Lk.-Ev.) geschrieben. Nicht die Größe dessen was ich tue ist ausschlaggebend. Wichtig ist, warum ich es tue. Das gilt für meine Werke des Glaubens genauso, wie für die Werke an meinen Mitmenschen im täglichen Leben.
Machen Sie sich selbst und Ihren Lieben dieses kostbare Geschenk der Lebensfreude. Die Befreiung von selbst auferlegten Lasten gegenüber Ihren Mitmenschen und gegenüber Gott.

Das Maß der Dinge, die unserem Leben Erfüllung bringen ist die Liebe und nicht die Masse, der "Glanz" unserer Werke.

Ich wünsche Ihnen die Weisheit des Herzens die sagt, was zu tun ist.


Axel Dorr